Interview mit Ralph Wattenhofer, CFA vom 20. August 2021

ValueFocus verkündet Zusammenarbeit mit dem Institut für Computer Scienceander Universität St. Gallen (HSG)

An welchen interessanten Projekten arbeiten Sie zur Zeit?

Vor kurzem haben wir mit dem Institut für Computer Science an der Universität St. Gallen einen Zusammenarbeitsvertrag unterzeichnet. Wir wollen auf der Grundlage der Datenwissenschaft Erkenntnisse gewinnen und neue Anwendungen für unser Unternehmen und unsere Kunden umsetzen. Die Zusammenarbeit mit dieser Top-Adresse stärkt unsere Know-how Basis und verspricht interessante Forschungsergebnisse und Anwendungsmöglichkeiten.

Können Sie mehr dazu sagen?

Wir wollen das Gebiet des Value Investing mit der modernen Datenwissenschaft verbinden und daraus Erkenntnisse gewinnen. Es ist das Ziel unseren Investmentprozess zu verbessern und die (vor allem menschlichen) Schwächen in der Umsetzung durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) im Anlagebereich zu reduzieren.

Wie ist die Zusammenarbeit mit der HSG zu Stande gekommen?

Wir sind permanent bestrebt unseren Anlageprozess zu optimieren und finden es wichtig, dass Forschung und Praxis zusammenarbeiten sowie voneinander lernen. Ebenso bedeutend ist es,  Forschungsergebnisse in der Wirtschaft konkret anzuwenden. In diesem Sinne waren wir schon geraume Zeit mit dem Gedanken unterwegs, neue Ideen mit einem kompetenten Partner umzusetzen. Wir haben Prof. Dr. Siegfried Handschuh vom Lehrstuhl für Data Science kontaktiert, welcher sich sogleich sehr interessiert für eine Zusammenarbeit gezeigt hat. Wir sind überzeugt, mit Ihm den richtigen Partner mit dem entsprechenden Fachwissen gefunden zu haben.

Was sind die Ziele Ihrer Forschung?

Die Ziele sind Softwareprogramme für die Automatisierung und Unterstützung von Investmentprozessen zu entwickeln. Darauf aufbauend sollen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz weitere Erkenntnisse gewonnen werden sowie konkrete Anwendungen erarbeitet werden. 

Können Sie sich dadurch einen Wettbewerbsvorteil verschaffen?

Wir kombinieren unsere Ressourcen mit denjenigen einer führenden Universität. Wir sind überzeugt, dass beide Seiten davon profitieren werden und es dabei hilft, uns gegenüber anderen Anbietern in der Finanzindustrie verstärkt abzuheben. 

Risiko aus Sicht des Value-Investors

Im Gegensatz zur Definition der modernen Portfoliotheorie, in der das Preisschwankungsrisiko gemeint ist, analysieren Value-Investoren die fundamentalen ökonomischen Risiken von Engagements. Die Risikoeinschätzung und das Risikobewusstsein sind somit inhärente Bestandteile der Value-Strategie.

Schon 1934 veröffentlichten Benjamin Graham und David Dodd das Buch Security Analysis, welches noch heute als Standardwerk des Value Investing gilt. Ein wichtiges Konzept des Buches ist die sogenannte Sicherheitsmarge (Margin of safety), welche die Differenz zwischen dem inneren Wert eines Unternehmens oder Wertpapiers und dessen Marktpreis darstellt.

Diese Sicherheitsmarge dient der Risikobegrenzung und dem Kapitalerhalt des Investors. Ein Value-Investor ist nur bereit, für ein Wertpapier weniger als dessen inneren Wert zu bezahlen, weil daraus eine positive Sicherheitsmarge resultiert. Je größer die Sicherheitsmarge ist, desto geringer ist das Risiko für den Investor eine negative Rendite zu erzielen. Je tiefer der bezahlte Einstiegspreis, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, einen Verlust einzufahren. 

Während der Marktwert sich aus Angebot und Nachfrage ergibt, wird der innere Wert mit Hilfe der Fundamentalanalyse ermittelt. Diese grundlegende These des Value Investing wurde durch Investoren wie Warren Buffett und Peter Lynch international bekannt. Dabei werden zahlreiche qualitative Faktoren bei der Ermittlung des inneren Unternehmenswertes berücksichtigt. Dazu gehören unter anderem die Robustheit des Geschäftsmodells, die Qualität des Managements sowie mögliche Wettbewerbsvorteile des Unternehmens. Die Risikodimensionen „Qualität“ und „Preis“ bestimmen somit den Investmenterfolg.